Rehwild ist in unseren Breiten allgegenwärtig. Das Ansprechen wird zwar in der Jagdausbildung vermittelt, sitzt man dann am Hochsitz – schaut die Sache ganz anders aus. Starker zweijähriger Bock, oder doch ein alter Durchschummler, der wieder zurückgesetzt hat? Wie alt ist der Bock, wie stark ist er. Fragt man drei Jäger wird es fast immer vier Meinungen geben. Richtig ansprechen ließe sich erst am erlegten Stück, ist da eine alte Weisheit, aber trotzdem schreibe ich hier meine Erfahrungen im Ansprechen von Rehböcken, die keinesfalls vollständig sind, sondern rein subjektiv, ich maße mir nicht an, jeden Bock genau auf seinen Geburtstag zu schätzen.
Die wichtigsten Merkmale für die Ansprache sind:
der Körperbau
das Verhalten
das „Gesicht“
das Gehörn
und vor allem der Gesamteindruck aus allen Merkmalen!
Jährlinge richtig ansprechen
Die Jugendklasse ist sicher am leichtesten anzusprechen. Die jungen Böcke verfärben als erste und brauchen am längsten bis sie ihr Gehörn verfegen. Klares Indiz sind die Knöpfler, jene Böcke die nur den Ansatz eines Gehörns entwickelt haben, oder kleine Spieße geschoben haben. Auch das Verhalten ist sehr jugendlich unsicher und oft auch sehr unbedarft. Der Träger ist dünn und sie sind oft auch vom Gewicht her eher schwach. Am erlegten Stück erkennt man auch am Jugendgebiss, dass es sich um Jährlinge handelt, wenn der dritte Prämolar dreiteilig ist.
Mittelalte Böcke richtig ansprechen
Die mittelalten Böcke ab drei Jahre bis fünf Jahre sind. Hier ist wirklich alles möglich. Der Klassiker für einen dreijährigen Bock, der Muffelfleck, ist für mich kein klares Indiz für einen mittelalten Bock. Ich verlasse mich ausschließlich auf das Verhalten der Böcke. Hier muss jeder seinen eigenen Weg finden, auf den Bildern sind meiner Meinung nach mittelalte Böcke. Vom Körperbau ist der Träger noch dünn und wir hoch gehalten, das Verhalten ist von übermütig bis etwas unsicher. Die Rosenstöcke sind noch hoch über dem Haupt und die Masse des Gehörns eher bei den Augsprossen, als oben.
Alte Böcke richtig ansprechen
Jeder Jäger ist auf der Suche nach einem alten, starken Bock. Einfach ist, die Suche nicht, werden die starken Böcke doch meist schon im mittleren Alter erlegt. Doch wie kann man einen alten Bock ansprechen. Das Gehörn kann schon zurückgesetzt sein, Enden werden nur angedeutet. Das Haupt wird meist tief getragen, der Träger ist stark und das Haupt wirkt knochig, fast schon wieder jugendlich. Meinen sicher ältesten Bock habe ich von weitem als guten Bock angesprochen. Er kam mit tiefem Haupt, ziemlich spät aufs Feld, alle anderen männlichen Stücke ergriffen die Flucht. Als ich ihn am Anschuss vorfand, dachte ich, der ist maximal zwei Jahre alt. Schwaches Gehörn, schwach im Wildbret, alles deutete darauf hin. Doch das Gebiss belehrte mich eines besseren, einige Zähne fehlten schon, die verbliebenen waren stark abgeschliffen. Der Bock war anscheinend ein Durchschummler, ein ewiger Zweijähriger, der nicht erlegt wurde. Also sicher gehen kann man nie.
Fazit
Jeder Jäger muss selbst seinen Weg finden, den passenden Bock zu erlegen und vorher richtig anzusprechen. Wichtig ist, dass man selbst eine Freude mit dem erlegten Bock hat, dann kann man keine Fehler machen.
Waidmannsheil und guten Anblick bei der Bockjagd!



Mein Tarnnetz befestigte ich an meinen vier Metall-Teleskopstangen, was keine zwei Minuten dauerte. Klapphocker aufgestellt, den Hund abgelegt und die Flinte geladen. Ich hatte meine Browning B725 mit zur Jagd und verlud Winchester Super Speed 3er Schrote. Die ich fast auf alles Niederwild verwende und bisher mehr als zufrieden bin. Tests zur Flinte und Munition folgen demnächst.
Labradordame Ronja wartete mit mir im Tarnzelt und es dauerte keine zehn Minuten bis die ersten Krähen über mein Lockbild strichen. Leider blieben die größeren Trupps unbeeindruckt und ich ließ sie vorbeistreifen, weil sie zu hoch für einen Schuss waren. 20 bis 30 Krähen ließ ich so ziehen, doch dann kamen zwei Vögel und ich wollte einen Schuss versuchen, ich stand auf, gab eine Doublette auf eine Krähe ab, die sofort zu Boden fiel. Ronja startete zum Apportieren und nach einigem Zureden, da die Krähe noch kurz lebte, brachte sie die Beute zurück ins Tarnzelt. Ich ärgerte mich, denn die anderen Krähen flogen kaum höher als diese beiden, also wär ein Schuss definitiv in Ordnung gewesen. Aus Erfahrung lernt man und das nächste Mal werde ich die Entfernungen besser einschätzen können.
Die Freude war groß, doch weitere Krähen ließen nach den Schüssen auf sich warten und die ersten Spaziergänger waren auf den Feldwegen gegen 7 Uhr unterwegs. Also ließ ich es gut sein für diesen Morgen und ließ Ronja, die doch etwas magere Ausbeute, ins Auto tragen.

Ich werde das RWS Kegelspitz Geschoß demnächst allerdings gegen ein Verbundgeschoß austauschen, auch wenn die Fluchten nicht sehr weit waren, ist es mir lieber, der Bock oder das Kitz sind an den Platz gebannt und es gibt keine Nachsuche.
