Wenn der Vollmond aufgeht, kann es noch so kalt sein, als Jäger zieht es einen ins Revier. So ging es auch mir beim vergangenen „Saumond“. Also zusammegepackt und auf zum Hochsitz. Gegen 18 Uhr baumte ich auf einem Sitz am Wildacker mit Mais auf. Eine Schneise ist hineingehäckselt, der Mond steht hoch und das Licht ist mehr als ausreichend. Mitgenommen habe ich meine Steyr Mannlicher im Kaliber 308 Winchester mit dem Geco Teilmantel Geschoß. Eine Sau für die Küche war das Ziel, 40 bis 50 Kilogramm schwer. Nach der ersten Stunde zog das Rotwild auf den Wildacker. Mehrere Tiere und Kälber ästen seelenruhig. Ein paar Rehe machten sich auch bemerkbar. Von den Sauen keine Spur. Gegen 22.15 Uhr zog das Rotwild wieder in Richtung Wald.
Plötzlich Bewegung in der Schneise, der Wurf einer Sau war zu sehen. Nur keine falsche Bewegung, dachte ich und schon waren weitere Schweine auf der Schneise. Nach einiger Beobachtung, flüchteten plötzlich alle Wildschweine, bis auf eines, zurück in den Mais. Schnell machte ich mich schussbereit, denn die Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen. Alle Sauen sahen in etwa gleich groß aus, also würde das Stück auf jeden Fall passen. Bis ich mein Gewehr im Anschlag hatte und mein Zielfernrohr einstellte, waren die anderen Schweine wieder auf der Schneise. Die auserwählte Sau wechselte auf die andere Seite des Feldes, drehte dann um und blieb komplett breit Mitten auf der Schneise stehen. Meine Chance. Ich visierte das Blatt an, stach ein und drückte den Abzug.
Der Mündungsblitz blendete mich und ich hörte nur die Sauen durch den Mais flüchten. Zwei Stück konnte ich auf dem Feld noch ausmachen, bevor sie im Wald verschwanden. Ich war gut abgekommen und mir sicher, die Sau nur mehr bergen zu müssen. Also stieg ich vom Hochsitz und suchte nach dem Anschuss. Als ich in etwa auf der Höhe war, die ersten Zweifel, kein Schweiß. Nachdem ich meinen Jagdkollegen informierte, wollte ich meinen Hund holen, der diesen Abend zu Hause blieb. Doch der Kollege kam und wir suchten das Feld gemeinsam ab. Kein Schweiß. Ich dachte schon ich habe gefehlt, oder das Gewehr hatte eine Fehlfunktion. Wir wollten gerade für den Abend abbrechen, nach einer Stunde ohne einen Tropfen Schweiß und den Hund in der Früh zur Suche mitnehmen. Da fand mein Jagdkollege, das beschossene Stück. Verendet nur 20 Meter neben der Schneise. Es lag kein 40 Kilo Überläufer für die Küche sondern ein Keiler. Deshalb gab es auch keinen Ausschuss. Der Blattschuss streckte das Schwein nach kurzer Flucht. Das Teilmantel richtete tödlichen Schaden an, doch es gab keinerlei Schweiß.
Wir bargen den Keiler, der aufgebrochen 75 Kilo auf die Waage brachte und mit Sicherheit fünf bis sechs Jahre alt war. Der abgerauschte Keiler stand noch bei der Rotte. Die Waffen haben 17 Zentimeter, es ist mein stärkster erlegter Keiler bisher.
Die Keilerwaffen werden einen Ehrenplatz bekommen. Einen solchen Keiler zu erlegen, ist schon etwas Besonders, überhaupt im eigenen Revier.
Waidmannsheil