September, die ersten Blätter werden bunt und die Hirschbrunft steht an. 2014 ging es nach Ungarn auf die Pirsch. 8000 Hektar Wald und Flur, ohne größere Straßen oder Ortschaften. In dieser Hinsicht ist das Jagdland Ungarn wirklich zu empfehlen. Keine Spaziergänger, Powerwalker oder Mountainbiker. Nur der Pirschführer und ich auf der Suche nach einem passenden Brunfthirsch.

Nach der Ankunft im Jagdhaus wurde nur kurz das Gepäck ausgepackt und gegen 18 Uhr ging es auch schon los ins Revier. Die Fahrt im Lada Niva dauerte gut dreißig Minuten, bis wir über eine Piste, der Begriff Schlaglöcher ist hier nicht angebracht, es sind eher kraterartige kleine Seen, am Zielort mitten im Nirgendwo ankamen. Kurz nach dem Aussteigen meldeten auch schon die ersten Hirsche in einiger Entfernung. Also gingen wir los, immer in Bedacht woher der Wind wäht. Nichts desto trotz machte uns die Dunkelheit einen Strich durch die Rechnung, wir bekamen keinen Geweihten in Anblick und traten die Heimreise an.

Am nächsten Morgen gegen 5 sammelten wir uns wieder und es ging wieder los. Nach einer etwas kürzeren Fahrt pirschten wir zu einem ausgeschnittenen Weg, links starkes Dickicht und rechts ein Hochwald. „Hier sind viele Hirsche in den vergangenen Tagen gezogen“, erklärt mein Pirschführer Zoltan. Wir stellten den Pirschstock bei einem Hochsitz auf und warteten. Nach kurzer Zeit begann es zu regnen und von Hirschen war keine Spur. Als ich mich umdrehte, sah ich auch warum. Drei streunende Hunde saßen etwa 150 Meter hinter uns, wie wenn sie auf etwas warten würden und schauten uns an. Als ich Zoltan darauf aufmerksam machte und er sich umdrehte, liefen sie davon. Der Jagdherr hörte es gar nicht gern, dass wilde Hunde im Revier unterwegs waren, sie würden das Rotwild vergrämen.

Am Abend ging es dann wieder raus und wieder bekamen wir bei strömenden Regen kaum etwas vors Fernglas. Auch die Morgenpirsch am nächsten Tag und zu Mittag blieb ohne Erfolg. Während die anderen Jäger, die vor Ort waren, bereits alle Weidmannsheil hatten und kapitale Hirsche gestreckt hatten, wurde es für mich schon knapp. Am Abend war die letzte Chance vor meiner Abreise einen Hirsch zu erlegen. Wieder fuhren wir ins Revier, dieses Mal in den entlegensten Teil. Schon von weitem waren Brunftschreie zu hören. Im dichten Bewuchs konnten wir sieben oder acht verschiedene Hirsche vernehmen.

Blicken ließen sie sich nicht, also zogen wir langsam an dem Dickicht vorbei und äugten vorsichtig auf die ausgelassenen Wege, ob sich ein Hirsch blicken lässt. Als der Schrei eines Hirschs immer lauter wurde, stellten wir das Dreibein auf und der Pirschführer erklärte mir ich soll mich bereit machen. Ich legte meinen Steyer Repetierer aufs Dreibeihn, drehte mein Glas auf die kleinste Vergrößerung und atmete mal tief durch.

Gebannt schauten wir beide auf den Waldweg der durchs Dickicht führte und glasten die Ränder des Gebüschs ab, während wir genau hinhörten von wo die Brunftschreie kamen. Plötzlich brachen Äste und ein Röhren war direkt vor uns zu hören. Auf etwa 50 Meter trat ein Hirsch aus. Er drehte sich in unsere Richtung um und trabte genau auf uns zu. „Schießen, Schießen“, sagte mein Pirschführer und wurde mit jeder Sekunde in der es nicht knallte nervöser. Ich konnte nicht noch nervöser werden, nahm den Stich des Hirsch ins Visier und drückte ab. Augenblicklich blieb der Hirsch etwa 20 Meter vor uns stehen und verhoffte für den Bruchteil einer Sekunde, dann drehte er rechts ab.

Der Pirschführer drängte mich noch einmal auf den flüchtigen Hirsch zu schießen. Ich visierte ihn zwischen den Bäumen an und drückte ab. Danach war er außer Sicht. Wir warteten ein paar Minuten und suchten dann den Hirsch. Die bangen Minuten dauerten nicht lange, nur 50 Meter vom Weg entfernt lag der ungerade Vierzehner. Der Traum vom Hirsch war erfüllt und nach dem Bergen wurde noch beim Jagdhaus Strecke gelegt. Das Alter erdrückte den Hirsch nicht, er war etwa im achten Kopf mit einem Geweihgewicht von etwas mehr als acht Kilogramm.

Die eindrucksvolle Trophäe wird mich immer an diese eindrucksvolle Jagd in Ungarn erinnern. An Kilometer weite Pirschgänge im strömenden Regen, die dann doch mit einem für mich perfektem Weidmannsheil belohnt wurden.

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